Ein Ballett über die Schwerkraft? Eigentlich ist sie das, was Tänzer überwinden wollen, wogegen sie ständig anarbeiten. Die Gravitation ist eine der physikalischen Grundkräfte unseres Universums. Als Tänzer hat es Angelin Preljocaj schon immer interessiert, wie unterschiedlich sich die verschiedenen Bewegungsstile zur Schwerkraft verhalten: Das klassische Ballett entflieht ihr durch Spitzenschuhe und hohe Hebungen, der zeitgenössische Tanz umarmt sie als Partner. Der Choreograf aus dem südfranzösischen Aix-en-Provence stürzt sich mit diesem Stück in die Grundlagenforschung des Tanzes. Abstrakt, doch mit konkreten, treffenden Bildern tanzt Gravité von Experiment zu Experiment, als erkunde das Stück die Schwerkraft auf verschiedenen Planeten und die unterschiedlichen Aggregatzustände der Körper. Eine spannende Collage aus Barockmusik bis zu Techno-Rhythmen begleitet die Reise. Der bekannte russische Modeschöpfer Igor Chapurin entwarf dafür Kostüme in elegantem Schwarz-Weiß. Mit unterschiedlicher Dynamik und einem großen Reichtum an Bewegungen erkundet Preljocaj die Sehnsucht nach Schwerelosigkeit und unser Urvertrauen in den Boden, bis zum Schluss Maurice Ravels Bolero in einer ungewöhnlichen choreografischen Version seine Zentrifugalkräfte entfaltet.