Wer weiß, ob der Dichter und der Komponist sich je begegnet sind? Ob Rainer Maria Rilke irgendwann einmal Erik Satie in einem Café oder Kabarett am Klavier gehört hat?
Jedenfalls passen die minimalistischen Pianopartituren – die Gnossiennes und Gymnopédies – perfekt zu den Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge.
Dieses, auf Rilkes Erlebnissen bei seinen Paris-Aufenthalten basierende, fiktive Tagebuch eines jungen Mannes, gleicht eher einer Reihe von Prosagedichten als einem Roman. Thematisiert werden Glanz und Elend einer Großstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zwischen Fin de Siècle und Industrialisierung. Eingestreut sind Kindheitserinnerungen und Betrachtungen, die zu den berühmten Ding-Gedichten Rilkes führen, wie Der Panther und Das Karussell.
Dank des zart verhaltenen Tons von Marit Beyers Stimme bei der Lesung des Malte und der Gedichte und Olivia Trummers virtuos dargebotenen Klavierstücken verbindet sich Rilkes Sprache mit den Kompositionen Erik Saties zu einem ungeahnt stimmungsvollen Gesamteindruck.
Die Begeisterung, die das Hörbuch ausgelöst hat, wird bei dem Live-Auftritt der beiden Künstlerinnen noch ausdrucksstark übertroffen.